Vivre ensemble!
Lille – das ist die Hauptstadt der neu zugeschnittenen nordfranzösischen
Region „Hauts-de-France“, rund 234.000 Einwohner*innen, quer durch Belgien per Bahn gut zu erreichen.
Lille präsentiert sich uns als lebhafte sommerliche Stadt mit stilbewusst gekleideten Menschen im Zentrum und sichtbarer Armut an dessen Rändern. Unser spezielles Lille ist der Park Jean-Baptiste mit dem hohen roten Gitterzaun, in dem es sich gut entspannen und feiern lässt („die Hardt in aktiv“), und die schön entworfene Jugendherberge mit der Schiffsbug-Treppe senkrecht aus dem Asphalt, Schutz vor der lauten Kreuzung, Treff- und Sammelpunkt. Lille, das sind Initiativen für ein Zusammenleben in Solidarität: Teamsport bei „SPARTAK“, die „Kolocation à Projet Solidaire“ (ja, mit „K“) – günstige Miete für Studierende gegen Sozialarbeit in der Nachbarschaft –, ein öffentliches Klavier im Bahnhof, Straßenkunst im Museum.
Lille ist für uns vor allem eine echte Herausforderung: Neun französische, neun deutsche junge Erwachsene aus zwei unterschiedlichen Einrichtungen des Zweiten Bildungsweges mit sehr unterschiedlichen Sprachkenntnissen treffen aufeinander, die Mutigsten teilen sich sogar binational ein Zimmer: On se débrouille! Ein bisschen Englisch, möglichst viel Französisch, Hände und Füße, ja, natürlich auch google, zwei echte Wörterbücher aus Pappe und Papier und Elise und Marcel als unablässig übersetzende Teamer aus Fleisch und Blut (danke!). Wir porträtieren uns, lernen Wörter, entwerfen unsere ideale Stadt, präsentieren unsere Tageserlebnisse auf Deutsch oder Französisch, wie es eben geht; wir stürzen über Bananenschalen und Fußbälle, verpassen und verirren
uns, pflastern die wundgelaufenen Füße (mit 30.000 Schritten durch die Stadt bei 28°), teilen die mitgebrachten Sorgen, den neuen Frust und die neuen Freuden und trotzen mit ganzem Körpereinsatz den viel zu schnell
schließenden Türen der automatisierten U-Bahn. Auf diese Weise werden wir so etwas wie eine große Familie und unsere Mama in der JuHe füllt die Teller ohne abzuwiegen. Froschschenkel sind es eh nicht!