Als die Aufführung beginnen soll, werden wir in den Raum im Untergeschoss des Theaters gebeten. Im Zuschauerraum befinden sich etwa 60 Sitzplätze, nach hinten hin ansteigend. Im Bühnenbereich, der ohne Kulisse oder Vorhang angelegt ist, sitzen bereits zwei Schauspieler und eine Schauspielerin bewegungslos auf Stühlen und schauen uns an. Hinter uns ist nervöses Kichern zu hören. Auch als alle ZuschauerInnen ihre Sitzplätze eingenommen haben und das Licht gelöscht wird, geht das Kichern weiter. Raucht der wirklich gerade eine E-Zigarette? Wo sind die anderen Darsteller? Dann beginnt der erste Dialog des Stücks. Im Zuschauerraum wird es still. Mit eindringlicher Musik, mit nur wenigen Requisiten, mit einigen kurzen Kostümwechseln, die an einer Kleiderstange am hinteren Ende der Bühne stattfinden und eigentlich auch nur ein schnelles An- oder Ausziehen von Accessoires beinhalten, präsentieren uns Raphael Batzik (Woyzeck, der Tambourmajor), Aless Wiesemann (Marie) und Thilo Matschke (Hauptmann/Doktor/Andres) eine Version von Büchners Woyzeck, die uns überrascht und auch irgendwie überwältigt. Wir sind froh, dass wir in der zweiten Reihe sitzen, denn so kommen die Emotionen, die durch die Darstellenden so intensiv vermittelt werden, durch die Distanz gefiltert bei uns an. Im Zuschauerraum bleibt es still, bis die Vorstellung vorbei ist und wir lautstark und anhaltend applaudieren.
Wir tauschen uns noch im Zuschauerraum über unsere ersten Eindrücke aus, während die Darstellenden ihr Material einräumen und nach oben tragen. Dann geht es für uns auch nach oben, wo wieder Getränke bereitstehen. Thilo Matschke zeigt sich gesprächsinteressiert und beantwortet uns viele Fragen speziell zum Theater Essen-Süd und zur Arbeit als Schauspieler im Allgemeinen.
Ja, hier sind wir richtig. Ein eindrucksvoller Abend, auf den wir im Unterricht immer wieder zu sprechen kommen.
Text: Rebecca Weiss
Archiv