Über zehn Jahre lang besuchte er in jedem Semester verschiedene Kurse am Bergischen Kolleg, um mit den Studierenden kreativ zu schreiben oder ihnen als Zeitzeuge für fast hundert Jahre Geschichte zur Verfügung zu stehen: Der Schriftsteller Karl Otto Mühl ist am 21. August 2020 im Alter von 97 Jahren verstorben.
Noch im Frühjahr des vergangenen Jahres führte er mit 96 Jahren einen seiner beliebten Schreibworkshops durch. Die Studierenden mochten und achteten ihn sehr. Karl Otto Mühl stellte sich auf jede Kursteilnehmerin und jeden Studierenden individuell ein, motivierte sie mit pädagogisch sehr gut erdachten Themen zum Schreiben und gab ihnen außerordentlich sensible und gleichzeitig ehrliche Rückmeldungen zu ihren Texten. Manch einem machte er Mut, in der Freizeit weiterzuschreiben. Gemeinsame Lesungen nach den Workshops in der voll besetzten Aula waren ein Highlight des Schullebens.
Auch der Geschichtsunterricht gewann an Lebendigkeit und Anschaulichkeit, wenn Karl Otto Mühl seine Erlebnisse und Erfahrungen als Kind in der Weimarer Republik, als junger Mensch im Nationalsozialismus, als immer noch junger Mann in der Nachkriegszeit und schließlich als gefragter Autor im ausgehenden 20. Jahrhundert schilderte. Beeindruckend waren seine Bekenntnisse zu Demokratie und Frieden als einer, der unter Diktatur und Krieg zu leiden hatte.
Die Schulleitung, das Lehrerkollegium und die Studierenden verabschieden sich mit Trauer und vor allem mit großer Dankbarkeit von ihrem Freund und Mentor Karl Otto Mühl. Unsere herzliche Anteilnahme gilt seiner Familie.
(Text und Foto: Bgf)